Über das Überwinden von Barrieren.

Barrierefreiheit ist,
wenn alle Menschen etwas benutzen können.
Zum Beispiel: Internet·seiten.

Einzelne Personen·gruppen sollen nicht ausgeschlossen werden.
Zum Beispiel:
Blinde Menschen können Internet·seiten nicht sehen.

Wenn die Internet·seite barriere·frei ist,
können sie sich die Internet·seiten vorlesen lassen.

Wem dieser Start in den Blogpost seltsam vorkommt, sollte unbedingt weiterlesen. Denn hierbei handelt es sich um die Ausformulierung des Begriffs „Barrierefreiheit“ aus Hurraki, dem Wörterbuch für leichte Sprache. [1]

Aber fangen wir von vorne an.

Wen und was vereint Barrierefreiheit – und warum auf Websites?

Eine Website gilt als barrierefrei, wenn sie für alle Besucher*innen leicht zugänglich und interaktiv nutzbar ist. Sie wurde folglich so entworfen und entwickelt, dass sie für Menschen mit eingeschränkter Seh-, Hör-, Sprach- oder Bewegungsfähigkeit sowie kognitiver Beeinträchtigung leicht verständlich und bedienbar ist – unabhängig von persönlichen und technischen Einschränkungen.

Das barrierefreie Webdesign ist jedoch nicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig, sondern kann auch für andere Gruppen wie ältere Menschen, Menschen mit niedrigem Bildungsniveau oder schlechtem Internetzugang wertvoll sein.

Welche Barrieren gilt es zu überwinden?

Menschen mit Sehbehinderungen können Texte oder Formularfelder schwer erkennen, wenn sie sich nur leicht vom Hintergrund abheben. Enthält ein Video keine Untertitel (engl. closed captions, kurz CC), ist es für Gehörlose und Schwerhörige nicht zugänglich. Menschen mit beeinträchtigtem Sehen wird das Nutzen einer Website erschwert, wenn Bilder, Formulare und Schaltflächen keine Textbeschreibungen enthalten.[2]

Eine barrierefreie Website berücksichtigt dies und bietet Lösungen; darunter Bilder und Grafiken mit beschreibenden Texten, Kontrastunterschieden zwischen Text und Hintergrund, ausformulierte Untertitel und Audiodeskriptionen für Videos, die Möglichkeit zur Navigation mit der Tastatur und die Verwendung von klarer und einfacher Sprache.[3]

Barrierefreiheit ist Gesetz?

Ja! Zumindest teilweise. Seit vielen Jahren gelten die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) als EU-Standard zur Gestaltung barrierefreier Internetprodukte. Die darin beschriebenen Vorgaben und Empfehlungen sind bislang jedoch weitestgehend unverbindlich. [4]

Die barrierefreie Gestaltung von Websites und Apps ist aktuell nur für öffentliche Stellen verpflichtend, wie z.B. Verwaltungen, öffentlicher Krankenhäuser, Hochschulen und Universitäten.[5]
 

Warum ein barrierefreies Webdesign auch ohne Verpflichtung wichtig ist?

Die Antwort hierauf lässt sich schön mit einem aktuellen Projekt-Titel der Lebenshilfe zusammenfassen: Das Internet ist für alle da!

Hierbei geht es um die digitale Teilhabe auf Seiten der Nutzer*innen und um das Vorantreiben soziale Verantwortung auf Seiten der Websitebetreiber*innen.

Doch neben dem Erreichen einer breiteren Zielgruppe und der gesteigerten Zufriedenheit von Kund*innen ergeben sich auch rein technische Vorteile: Suchmaschinen belohnen Barrierefreiheit. Online-Auftritte werden also leichter gefunden, wenn sie nutzerfreundlich und leicht zugänglich gestaltet sind.[6]

Leichte Sprache in Panama?

Wir hatten bereits das Glück, mit diesem Thema in Berührung zu kommen. Zusammen mit unseren Kund*innen aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb durften wir die Website des Schutzgebiets nicht nur umgestalten, sondern auch barrierefreie Bedienbarkeit entwickeln.

Konkret umfasste dies:

• Die Möglichkeit, die Website per Tastatur zu bedienen
• Die Option, den Text auf bis zu 200 % zu vergrößern
• Die Übersetzung der wichtigsten Seiten in „Leichte Sprache“
• Das Ergänzen aller benötigten Infos, die den Inhalt für Screenreader voll vorlesbar werden lässt

Ein wichtiger Punkt im ganzen Prozess war, dass wir uns Unterstützung ins Team geholt haben. In Kooperation mit dem „Büro für Leichte Sprache“ der Diakonie Stetten e.V. konnten wir so ein Ergebnis sichern, das den Test unter realen Bedingungen bestanden hat und unsere Testperson begeistern konnte.

Was wir daraus gelernt haben?

Barrierefreiheit ist ein wichtiger Teil nutzerorientierter Gestaltung und sollte bei der Entwicklung von Websites berücksichtigt, oder zumindest in Erwägung gezogen werden.

Denn leichte Bedienbarkeit und wichtige Informationen dürfen nicht schwer zugänglich sein. Ganz nach dem Motto: Das Internet ist für alle da!

[1] Barrierefreiheit – Hurraki - Wörterbuch für Leichte Sprache. (o. D.). https://hurraki.de/wiki/Barrierefreiheit (Stand: 17. Januar 2023)

[2] Aktion Mensch e.V. Barrierefreie Website. www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website (Stand: 17. Januar 2023)

[3] Barrierefreiheit für Websites – Aktion Mensch. www.einfach-fuer-alle.de/vorteile-barrierefreie-website/ (Stand: 17. Januar 2023)

[4] Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. Barrierefreiheit für Menschen mit Behinderung. https://www.lebenshilfe.de/informieren/wohnen/barrierefreiheit-fuer-menschen-mit-behinderung (Stand: 17. Januar 2023)

[5] Barrierefreie Internetseiten. Barrierefreie. http://www.barrierefreie-internetseiten.de/ (Stand: 17. Januar 2023)

[6] Aktion Mensch e.V. Barrierefreie Website. https://www.aktion-mensch.de/inklusion/barrierefreiheit/barrierefreie-website (Stand: 17. Januar 2023)